
Es gehöre zum christlichen Selbstverständnis, „ein oder mehrere Ehrenämter auszuüben, als unentgeltlichen Dienst, als Beitrag für die Gemeinschaft, der wir alle, ausnahmslos alle, so viel zu verdanken haben“, betonte der Bischof eingangs in seinem Grußwort. In der Vielfalt des Ehrenamtes zeige sich gleichzeitig auch der Reichtum der göttlichen Gaben. Insofern sei der Studientag nicht nur Selbstbefragung und gemeinsame Problembewältigung, sondern auch der christliche Dank für die verschiedenen Charismen in Kirche und Gesellschaft: „Wir sind gemeinsam unterwegs in der Nachfolge Christi, jede und jeder an ihrem und seinem Platz mit Gestaltungsverantwortung ausgestattet. Diese zu erkennen und wahrzunehmen, dazu soll der heutige Tag Inspiration und Ermutigung geben.“
Der Vormittag des Studientages, der im Haus Sankt Ulrich in Augsburg stattfand, stand ganz im Zeichen der eingeladenen Expertinnen und Experten, die vor rund 130 Zuhörenden über die Chancen und Herausforderungen in den Bereichen Ehrenamt und Freiwilligenmanagement sprachen.
Den Anfang machte dabei die Soziologin Prof. Dr. Doris Rosenkranz, die an der Technischen Hochschule Nürnberg lehrt und bereits seit Jahrzehnten zu dieser Thematik forscht. Auf der einen Seite seien nach wie vor fast die Hälfte aller Deutschen in irgendeiner Form ehrenamtlich aktiv; auf der anderen Seite sei gerade das Ehrenamt stark vom gesellschaftlichen Kontext abhängig und einem großen Wandel weg von einer institutionsbezogenen Bindung hin zu flexibleren projektbezogenen Initiativen unterworfen
„Ehrenamtlich aktive Menschen verschenken das kostbarste was sie haben, nämlich Lebenszeit. Deshalb haben sie es verdient, dass man sich um sie kümmert und sich Gedanken um sie macht“, betonte die Expertin. Jede Art des Freiwilligenmanagements müsse von dieser grundsätzlichen Erkenntnis ausgehen. Das Ehrenamt sei dabei auch kein „Sparmodell“, sondern erfordere eigene Ressourcen und habe wiederum auch eine eigene Qualität, der man gerecht werden müsse, denn: „Ehrenamt lässt sich nicht verordnen, aber es lässt sich gestalten.“

Bischof Bertram und Weihbischof Matthäus Karrer sprachen über die Herausforderungen des Ehrenamts in der Kirche
Weihbischof Matthäus Karrer aus der Diözese Rottenburg-Stuttgart schloss sich diesen Gedanken in seinem Vortrag gerne an. „Ehrenamt ist nicht selbstverständlich!“, betonte der Geistliche, der in seinem Heimatbistum die Hauptabteilung „Pastorale Konzeption“ leitet. Davon ausgehend habe man in Rottenburg-Stuttgart in den vergangenen Jahren damit begonnen, auch auf hauptamtlicher Seite eigene Fachkräfte für die Betreuung und Unterstützung ehrenamtlicher Mitarbeitender auszubilden und einzustellen. Mittlerweile gebe es im ganzen Bistum über zwanzig „Engagement-Entwickler“, die vor Ort als Teil des Pastoralteams fungierten und deren Aufgabe es sei, das ehrenamtliche Wirken in den Gemeinden zu koordinieren und zu begleiten.
Die Engagement-Entwicklerin Annette Steybe stellte die verschiedenen Facetten ihrer Arbeit vor
Praktische Beispiele dafür konnte dann Annette Steybe aus Isny im Allgäu vortragen. Die Engagement-Entwicklerin betonte, dass es in ihrer Arbeit ganz stark um persönliche Beziehungen zu den ehrenamtlichen Mitarbeitenden gehe. Sie sei dabei nicht nur das Bindeglied zwischen der hauptamtlichen Ebene und der Gemeinde, sondern auch erste Ansprechpartnerin, Koordinatorin und Mitgestalterin ehrenamtlicher Initiativen. Gerade der Spagat zwischen klassischen Formen von Ehrenamt und dem Engagement jüngerer Menschen sei dabei durchaus auch eine Herausforderung. Dennoch aber erfahre sie in ihrem Beruf immer wieder: „So bunt und unterschiedlich die Menschen sind, so vielfältig und spannend ist auch das ehrenamtliche Engagement!“
Für Doris Rosenkranz und Annette Steybe ist Ehrenamt ein „buntes und vielfältiges Gewächs“
Im Anschluss an den ersten Teil des Studientags und das gemeinsame Mittagessen ging es nun um die Frage, wie sich das Ehrenamt konkret im Bistum Augsburg fördern und begleiten lasse. Mechthild Enzinger von der Abteilung „Pastorale Grunddienste“ stellte dabei verschiedene gelungene Beispiele für Ehrenamtlichen-Management in der Diözese vor. Dabei ging es auch um Leitlinien und Kernaussagen dieser Arbeitshilfe, die im jeweiligen Kontext der Ortsgemeinden und Verbände gewährleistet werde oder werden könne. In verschiedenen Gesprächsrunden hatten die Besucherinnen und Besucher des Studientags abschließend die Möglichkeit, die unterschiedlichsten Perspektiven und Aspekte ehrenamtlichen Wirkens im Bistum Augsburg kennenzulernen und miteinander darüber zu sprechen: Von der Bäuerlichen Familienberatung über die Haunstetter „Kirche Kunterbunt“ bis hin zur organisierten Nachbarschaftshilfe des Caritasverbandes wurden dabei ehrenamtliche Initiativen vorgestellt und die jeweiligen Herausforderungen angesprochen.
Der Studientag endete mit der Möglichkeit für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, in der Ulrichsbasilika einen Friedensgottesdienst zu besuchen, der von Bischof Bertram als Teil der europaweiten „Eucharistischen Friedenskette“ gefeiert wurde.
Grußwort von Bischof Bertram (82,3 kB)
3 Video-Clips
zu den Projekten „Brotbackofen in Minderoffingen“ – „Kirche kunterbunt in Haunstetten“ – „Bücherei in Dasing“ finden sich hier: https://pastorale-grunddienste.de/material-fuer-hauptberufliche/
Weitere Information & Ansprechpartner/in:
Mechtild Enzinger, Abt. Pastorale Grunddienste,
Roland Weber, Abt. Personal-, Organisations- & Pastoralentwicklung,
Weitere interessante Beiträge, Dienstleitungen der Abteilungen
https://pastorale-grunddienste.de/ehrenamt/
https://kirche-entwickeln-beraten.de/pastoral-auf-neuen-wegen/