Was für ein Glück!
Was für ein Glück in einer Zeit der Verunsicherung, der Lähmung, der Bedrängnis, mancher Frustration … Was für ein Glück, in dieser Zeit in der Supervision ein Buch aufgedrängt bekommen zu haben. Aufgedrängt, paradox, wo doch das Buch „Unverfügbarkeit“ heißt. Ein Soziologe hat es geschrieben: Hartmut Rosa.
Es ist, wie wenn ich mir die Augen reibe und das, was ich schon gesehen habe, auch wenn ich es nicht so gern gesehen habe,
jetzt ganz deutlich sehe! Er beschreibt in seinem Buch zwei Weltzugänge des Menschen.
Alles sichtbar, beherrschbar, verfügbar und nutzbar zu machen, in der Absicht mehr „Weltreichweite“ zu gewinnen, um sich dann mehr Möglichkeiten des Glücklichseins zu verschaffen, beschreibt er als Aggressionsmodus. Das verständliche Ziel, effektiv, zielorientiert, selbstoptimiert zu erreichen, führt zu einer immerwährenden Beschleunigung des Lebens.
Ohne dass es uns auffällt, haben wir dabei unser Beziehungsbegehren in ein Objektbegehren verwandelt.
Im Aggressionsmodus stellt sich immanent eine immer tiefere Entfremdung von sich selbst, voneinander – „beziehungslose Beziehungen“ – und von der Natur ein.
„Wenn Beschleunigung das Problem ist, ist Resonanz die Lösung!“ ist die Erkenntnis von Hartmut Rosa. Und dann beschreibt er in einer erstaunlichen Sprache den Resonanzmodus.
„Alles beginnt mit dem Angerufensein!“ Es kann ein Buch sein, eine Landschaft, ein Musikstück, ein Mensch, Gott…,
jemand, etwas ruft mich an, es geht mir unter die Haut, es bildet sich eine Emotion, ich möchte mitteilen, was mich bewegt, ich werde wirksam.
„Person“, personare: durchtönen, hervortönen. Eine Person ist jemand, aus der etwas hervorkommt, was andere anspricht, was andere berührt, eine Resonanz in ihnen hervorruft, und so kommt es im Austausch, im resonanten Kontakt, zu einem erstaunlichen Geschehen.
Es entsteht oft Ungedachtes und Ungeplantes, ich bin mit Freude und Dankbarkeit in Berührung.
Dieses Geschehen verändert mein Leben, einen kurzen Moment oder ein Leben lang. Anverwandlung nennt das Hartmut Rosa und es ist klar,
dass man dieses Geschehen nicht herstellen, nicht machen kann. Es ist unverfügbar.
Nur weil es Unverfügbares gibt, wird Wunderbares möglich.
Was für ein Glück, dass ich so ein Geschehen in mancher Hinsicht,
gerade auch in der Supervision immer wieder erleben darf.
Was für ein Glück, zu erleben, was das Resonanz- und Unverfügbarkeitsgeschehen auslöst.
Martin Knöferl, Leiter der Koordinationsstelle Supervision
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Der Beitrag ist erschienen in:
Die Brücke, Nr. 102/1/2021, Bischöfliches Ordinariat / HA I Fachbereich Personalgewinnung und Ausbildung
Pfarrhelfer/-innen – Gemeindereferenten/-innen – Pastoralreferenten/-innen
Mehr zur Supervision:
Hier beschreibt Martin Knöferl in anregenden Impuls-Videos Grundgedanken zur Supervision:
1. Freude + Gelingen wahrnehmen
2. Wahrnehmungen über + Selbstvertrauen gewinnen
3. Dankbarkeit spüren
4. Unverfügbarkeit